Beim trockenen Auge (Keratoconjunctivitis sicca) wird das Auge nur ungenügend mit Tränenflüssigkeit benetzt. Entweder reicht die Menge der natürlichen Tränenflüssigkeit nicht aus oder sie hat nicht die richtige Zusammensetzung. Die Keratoconjunctivitis sicca gehört zu den häufigsten Augenproblemen überhaupt.
Augenerkrankungen
Trockenes Auge
Trockenes Auge (Sicca-Syndrom)
Wer ist betroffen?
Die Zahl derjenigen, die unter dem Symptom “trockenes Auge” leiden, hat in den letzten Jahren erheblich zugenommen. Das liegt unter anderem an den Umweltbelastungen und an Medikamenten, die auf Dauer eingenommen werden und die Tränenfilmproduktion vermindern. Die Häufigkeit des trockenen Auges steigt mit dem Alter. Die Erkrankung tritt meist zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr auf. Frauen sind durch die Hormonumstellung in der Menopause weitaus häufiger betroffen als Männer. Es gibt auch Hinweise, dass in Regionen mit erhöhter Umweltbelastung die Häufigkeit größer ist.
Was sind die Ursachen für das trockene Auge?
Verminderte Tränenproduktion im Alter. Medikamente wie die Pille (Ovulationshemmer), östrogenhaltige Präparate, Betablocker, lokale Adrenalinpräparate und Kortisonpräparate, Zytostatika, Schlaf- und Beruhigungsmittel werden als Mitverursacher für das trockene Auge verantwortlich gemacht. Möglicherweise schädigt das Konservierungsmittel Benzalkoniumchlorid, das in vielen Augentropfen enthalten ist, den Tränenfilm.
Weitere Faktoren sind Lebens- und Arbeitsbedingungen wie langes Arbeiten am Bildschirm in oft überheizten und klimatisierten Räumlichkeiten. Durch die erhöhte Konzentration vor dem Bildschirm wird die Frequenz des Lidschlags geringer und dadurch die Oberfläche des Augapfels nicht mehr ausreichend befeuchtet. Die trockene Raumluft setzt dem Tränenfilm zusätzlich zu. Veränderte Zusammensetzung des Tränenfilms: Die Benetzung des Augapfels ist gestört weil der Tränenfilm immer wieder aufreißt, der Schutz der Hornhaut vor Austrocknung ist dadurch ungenügend. Eine amerikanische Studie hat ergeben, dass jeder zweite vom trockenen Auge Betroffene eine fehlerhaft aufgebaute fetthaltige Lipidschicht im Tränenfilm hat. Dadurch wird eine übermäßige Verdunstung gefördert.
Durch das seltene Sjögren-Syndrom sind viele Drüsen in ihrer Sekretion gestört, unter anderem ist auch die Tränenproduktion vermindert.
Umwelteinflüsse, wie erhöhter Ozongehalt in der Luft, Rauch oder Smog können ebenfalls verantwortlich sein. Manchmal ist auch eine unentdeckte Fehlsichtigkeit Grund für die Beschwerden.
Selten kann ein Vitamin-A-Mangel, jedoch nur bei Mangelernährung, die Ursache eines trockenen Auges sein. Das trockene Auge geht auch häufig mit Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises einher (Sjögren-Syndrom, rheumatoide Arthritis). Weiters begünstigen Störungen der Schilddrüse, des Immunsystems, Diabetes, Infektionskrankheiten, Hormonstörungen und Schäden durch Alkoholkonsum die Erkrankung
Besonders schwerwiegende Störungen verursachen frei verkäufliche Augentropfen, die gegen “rote Augen” bei Augenreizungen angeboten werden. Aufgrund ihrer abschwellenden Wirkung schaffen sie zunächst Linderung, verstärken aber das ursächliche Leiden: Sie enthalten Substanzen, die ein Austrocknen der Hornhaut bewirken.
Was sind die Symptome?
Schon bei geringen äußeren Reizen wie Wind, Kälte, niedriger Luftfeuchtigkeit oder längerem Lesen entsteht ein Gefühl der Müdigkeit und Trockenheit der Augen. Sie brennen und kratzen und es besteht das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben. Als unwillkürliche Maßnahme gegen das Aufreißen des Tränenfilms wird der Lidschlag häufiger. Als Reaktion können die Augen aber auch übermäßig tränen. Häufig stehen die subjektiven Beschwerden im Missverhältnis zu den Ergebnissen bei der augenärztlichen Untersuchung.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Wenn eine Allgemeinerkrankung besteht, die das trockene Auge verursacht, muss diese behandelt werden. Ungünstige Arbeits- und Umweltbedingungen sollten geändert werden. Wer in klimatisierten Räumen arbeitet, sollte sich vergewissern, ob die Anlage für genügend Luftfeuchtigkeit sorgt. Beim Autofahren sollte der Strahl des Gebläses nicht direkt auf die Augen gerichtet sein. Häufiges Öffnen der Fenster und Lüften verbessert die umgebende Luft. Auch Rauchen, ob aktiv oder passiv, wirkt sich negativ auf den Tränenfilm aus.
Wie erfolgt die Diagnose?
Die Diagnose erfolgt mit den Funktionsprüfungen der Tränenproduktion. Es müssen aber auch die in Frage kommenden Allgemeinerkrankungen ausgeschlossen oder diagnostiziert werden. Eine Fehlsichtigkeit sollte mit einer Brille korrigiert werden. Bei einer Neigung zum trockenen Auge ist es meist besser, keine Kontaktlinsen zu tragen, oder nur bei bestimmten Gelegenheiten, wie zum Beispiel beim Sport.
Je nach Schwere der Störung können Tränenersatzmittel unterschiedlicher Zähigkeit regelmäßig eingetropft werden, um sowohl die fehlende Flüssigkeit zu ersetzen als auch die Benetzung der Hornhautoberfläche zu verbessern. Präparate ohne Konservierungsstoffe sind vorzuziehen.
Die Beschwerden durch den Tränenmangel können durch die Therapie beseitigt werden. Eine völlige Heilung des trockenen Auges durch medikamentöse Beeinflussung der Menge und Qualität der Tränenflüssigkeit ist aber nur selten möglich.